
Liebe Gemeinde!
Wer raus geht, verlässt die Komfortzone, das traute und trockene Heim. Den Ort, wo wir unser kleines Leben meistens unter Kontrolle haben. Wer raus geht, muss sich fragen: was brauche ich jetzt da draußen? Und dann geht das Überlegen los: welche Schuhe?, brauche ich eine Jacke oder reicht ein Pullover?, die Wetter-Apps werden gecheckt, und anderes. Beim Nachdenken wird mir eines schnell klar: der Mensch ist nicht dafür geschaffen, immer nur drinnen zu bleiben. Mensch braucht Bewegung- und das geht drinnen nur sehr begrenzt. Rausgehen tut gut- und hilft gegen Rückenschmerzen und Einsamkeit.
Wer raus geht und dann vielleicht eine schöne Wanderung im Urlaub oder am Wochenende macht, fragt sich: was packe ich in meinen Rucksack ein?
Wenn die ersten Schritte gemacht sind und es langsam ruhiger um einen herum wird, dann kann es sein, dass es in einem selbst erstmal etwas lauter wird. Ich höre die innere Stimme, die sagt: „Mein Gott, was schleppe ich eigentlich alles mit mir herum!“ Die Sorgen, all das Unerledigte und Wartende, ich spüre, wo es in Leib und Seele zieht und zwackt.
Wer raus geht, braucht ein Ziel. Den Lieblingsplatz, auf ein Stündchen zum Nachbarn, die Hunderunde. Ohne Ziel irren wir durch diese Welt, in der wir Gäste sind. Das spüren wir durch Wind und Wetter schnell- der Mensch ist auch nicht dafür gemacht, ständig draußen in der freien Natur zu sein.
Es braucht beides, Drinnen und Draußen, für Leib und Seele. Ständig in sich hineinhorchen tut nicht gut, immer nur im Umfeld aufgehen, kann zu ungesunder Selbstvergessenheit führen.
Unterwegs und draußen merke ich, was ich alles nicht brauche und was ich wirklich brauche. Das ist ein Geschenkmoment des Glaubens.
Ein Lied von der Band Silbermond aus dem Jahr 2015 bringt das ganz auf den Punkt:
Eines Tages fällt dir auf
Dass du 99 Prozent nich′ brauchst
Du nimmst all den Ballast und schmeißt ihn weg
Denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck
Du siehst dich um in deiner Wohnung, siehst
’n Kabinett aus Sinnlosigkeiten, siehst
Das Ergebnis von Kaufen und Kaufen von Dingen
Von denen man denkt, man würde sie irgendwann brauchen
Ab heut: Nur noch die wichtigen Dinge
Ab heut: Nur noch leichtes Gepäck
Denn eines Tages fällt dir auf
Es ist wenig, was du wirklich brauchst
Also nimmst du den Ballast und schmeißt ihn weg
Denn es lebt sich besser – so viel besser – mit leichtem Gepäck
Mit leichtem Gepäck durchs Leben gehen, irgendwo zwischen Himmel und Erde. Das wünsche ich uns. Der Glaube führt uns raus ins Freie, macht Fenster in der Seele auf und lässt uns durchatmen. Mit Gott im Gepäck reist es sich fröhlich, hoffnungsvoll und leichter.
Ihr Pfarrer