Maria durch ein Dornwald ging – Vom Wallfahrtslied zum populären Adventsschlager!
Liebe Leser,
Eins der schönsten und bekanntesten Adventslieder ist „Maria durch den Dornwald ging“. Es nimmt die Erzählung aus dem Lukasevangelium auf, wo sich Maria – im dritten Monat schwanger – aufmacht zu Elisabeth, die hochschwanger ist und bald Johannes gebären wird, der später der Täufer wird. In unseren heutigen Liederbüchern tauchen meist nur 3 Strophen auf. Mitte des 19. Jahrhunderts aber hatte das Lied 7 Strophen, die im Frage-Antwort-Stil die Heilsgeschichte beleuchten.
Maria durch ’nen Dornenwald ging
Kyrieleison.
Maria durch ’nen Dornenwald ging,
Der hat in sieben Jahren kein Laub getragen!
Jesus und Maria!
Der entlaubte Dornwald steht für Trauer und Tod. Wenn wir von Volkstrauertag und Totensonntag herkommend den 1. Advent feiern, nimmt das gut unsere kirchengeschichtliche Situation auf. Mit Maria beginnt die Überwindung des Todes. Sie trägt das neue Leben unter ihrem Herzen.
Was trug Maria unter ihrem Herzen?
Kyrieleison.
Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen,
Das trug Maria unter ihrem Herzen!
Jesus und Maria!
Mit Frage und Antwort wird nun entfaltet, was Gottes Heilsplan ist. Dass Maria keine Schmerzen während der Schwangerschaft hat, soll die Göttlichkeit des ungeborenen Kindes unterstreichen. Das kann einfach keine Schmerzen bereiten.
Da haben die Dornen Rosen getragen,
Kyrieleison.
Als das Kindlein durch den Wald getragen! –
Da haben die Dornen Rosen getragen!
Jesus und Maria!
Nun geschieht das Wunder, die Dornen erblühen nach 7 Jahren des Todes. Die Schöpfung erblüht, wenn Gott sich im Verborgenen zu uns Menschen aufmacht. Die Zahl 7 erinnert an die Schöpfungstage. Die ganze Schöpfung sehnt sich nach Erlösung, wie es bei Paulus im Römerbrief heißt. Erlösung ist ein universales Geschehen, was nicht allein die Menschen, sondern die ganze Schöpfung betrifft.
Wie soll dem Kind sein Name sein?
Kyrieleison.
Der Name der soll Christus sein
Das war vom Anfang der Name sein.
Jesus und Maria!
Christus – Gesalbter – Messias, so wird der Beiname von Jesus sein. Jesus heißt Gott hilft/rettet. Und ähnlich wie die Schöpfung ihren Retter schon im Bauch der Maria zu erkennen vermag, so bei der Darstellung von Jesus im Tempel zwei alte Menschen, Simeon und Hanna, die im 8 Tage alten Kind den kommenden Retter sehen. Großer Frieden erfüllt sie beim Anblick des Kindes.
Wer soll dem Kind sein Täufer sein?
Kyrieleison.
Das soll der Sanct Johannis sein,
Der soll dem Kind sein Täufer sein!
Jesus und Maria!
Johannes tritt am Jordan als Umkehrprediger auf. Im Taufakt wird das Abwaschen der Sünde, das Gereinigt-werden durch Gott und der Neuanfang symbolisiert. Mit der Taufe durch Johannes beginnt Jesus nun sein öffentliches Wirken. Johannes und Jesus setzen je auf ihre Weise fort, was schon die Propheten des ersten Bundes taten: Zum Glauben und Vertrauen in Gott einladen!
Was kriegt das Kind zum Pathengeld?
Kyrieleison.
Den Himmel und die ganze Welt,
Die kriegt das Kind zum Pathengeld!
Jesus und Maria!
Bei der Taufe stehen den Eltern die Paten bei. Sie machen Geschenke, unterstützen Kind und Eltern. Kleine Geschenke oder auch das Ansparen von Geld, das dem Patenkind übergeben wird, wenn es mündig wird, sind ein schöner Brauch. Jesus nun bekommt Himmel und die ganze Welt als Patengeld. Damit wird auch klar, wer der Pate von Jesus ist: Gott selbst!
Wer hat erlös’t die Welt allein?
Kyrieleison.
Das hat gethan das Christkindlein,
Das hat erlös’t die Welt allein! –
Jesus und Maria!
Das „Patengeld“ wird eingesetzt. Jesus kauft die Welt, die Menschen mit der ganzen Schöpfung frei. Sie stehen nicht mehr unter der Knechtschaft der Sünde und des Todes. Die Erlösung hat begonnen und wartet auf Vollendung.
Jesus und Maria – Der Erlöser und die Gottesmutter sind Träger der Geschichte des Heils.
Pfarrer Martin Schacht